Reinigungsmund tut Weisheit kund

Auf meinem Heimweg schleppe ich mich regelmäßig an einer schäbigen Reinigung vorbei. Ich glaube, Reinigungen müssen immer schäbig sein. An einsamen Abenden oder wenn ich mich in Vollmondnächten von einer Seite auf die andere werfe, frage ich mich oft, ob Reinigungen per Verordnung gezwungen werden, vertrocknete Gummibäume vor vergilbten Plakaten mit kessen Sprüchen und dämlich grinsenden Hausfrauen im 50er-Ambiente im Schaufenster platzieren zu müssen.
"Sauberkeit macht sympathisch!" steht lieblos auf einem sprechblasenförmigen vergilbten Aufkleber. Wer sagt das? Der Gummibaum? Sollte der noch ein Wort sprechen können, so würde er "Wasser!" rufen, aber dieser Wunsch dürfte bereits vor Jahrzehnten in ihm versiegt sein.
"Sauberkeit macht sympathisch!" - Solche Aufkleber kann man nur in Reinigungen finden, den klebt sich niemand sonst auf sein Auto oder wohin man Aufkleber halt so klebt. Den klebt man höchstens auf die Mülltonne. Eigentlich eine trostlose Aussicht, wenn man als Aufkleberdesigner Waren produziert, die nur auf einer Mülltonne landen. "Guten Tag, ich bin der Holger, ich entwerfe Aufkleber für Mülltonnen und vergilbte Reinigungen", das dürfte ein schlechter Eisbrecher auf einer hippen Cocktailparty sein. Aber Aufkleberdesigner lädt man sowieso nicht auf Cocktailpartys ein, denn die findet man irgendwie unsympatisch. Vergilbte Reinigungen findet man ebenfalls nicht sympathisch, aber sie kommen nicht einfach ohne Einladung auf Cocktailpartys, und eigentlich macht sie das schon wieder sympathisch...