Oktober 2013

Mexikanischer Sopaipilla Käsekuchen

Nathan, ein Blogger aus den USA, hatte vor einigen Jahren ein Rezept für einen Kuchen gepostet, den ich damals sofort nachbacken musste. Ich habe ihn seither mehrmals gebacken und er ist einfach köstlich und sehr schnell gemacht. Mit seiner freundlichen Genehmigung möchte ich auch der deutschen Leserschaft das Rezept nicht vorenthalten.

Zutaten für den Kuchen:

450 g Frischkäse (mager)
1 Tasse Zucker
1 TL Vanilleextrakt
2 Rollen "Back & Knack" Croissants

Zutaten für den Belag:

120 g Butter
3/4 Tasse Zucker
1 TL Zimt
Honig

Zubereitung:

  1. Ofen auf 180°C vorheizen.
  2. Die erste Rolle Back & Knack als Boden in einer viereckigen Backform ausbreiten.
  3. Frischkäse, 1 Tasse Zucker, Vanilleextrakt mischen und auf dem Boden ausbreiten, bis in die Ecken.
  4. Die zweite Packung Croissant-Teig vorsichtig über der Füllung ausrollen.
  5. Die Butter, den restlichen Zucker und den Zimt vermischen und über die zweite Lage Teig verteilen, aber nicht in Butter ertränken.
  6. 30 bis 35 Minuten backen, oder bis die Kruste goldbraun ist.
  7. Etwas Honig darüber träufeln, abkühlen lassen und in Portionsstücke schneiden.

Foto: Nathan

Thank you, Nathan, for this delicious recipe, and also for the permission to repost it here.

Hubertus und ein Fuchs

Ein großes kulturelles Ereignis der waidmännischen Fachwelt ist wohl die Hubertusfeier. Dieses Fest kann als "Erntedankfest" der Jäger betrachtet werden, jedoch gibt es gravierende Unterschiede. Während beim Erntedankfest Architekten, Bankkaufleute und Kurzwarenverkäufer für die Früchte des Feldes danken, und dafür, daß die Frucht gut in die Scheunen kam, so sind es bei der Hubertusfeier doch wirklich hauptsächlich Jäger, die da in festlicher Runde ihre "Ernte" begutachten. In diesem Jahr hatte auch ich die Gelegenheit, diesem Zeugnis der Jagdkultur beizuwohnen. Seit einem Jahr wurde ich bestens von meinem Vater, der gerade einen Jägerkurs macht und auch die ganze Familie bei jeder sich bietenden Möglichkeit mit Jagdwissen versorgt, darauf vorbereitet. So lernte ich schon sehr früh die Jägerterminologie kennen. "Windfang" zum Beispiel nennt der Weidmann die Nase eines Rehes, und wenn der Jäger von "Lichtern" redet, so meint er stets die Augen. Eine Katze ist ein "wilderndes Raubzeug", Blut heißt "Schweiß" und schneiden heißt "abschärfen". Eine "Strecke" ist nicht eine Entfernung, sondern eine Stückzahl (an gejagten Tieren nämlich), und wenn der Jäger auf die "Kanzel" geht heißt das nicht, daß er predigen möchte, sondern im Gegenteil sehr ruhig bleiben will um auf Wild zu warten.

Zwei Tage vor der Hubertusfeier wurde eigens eine Treibjagd abgehalten, um Beute für die Strecke zu bekommen. Das Ergebnis: Ein Fuchs. In meinem Kopf entstand unweigerlich folgende Szene: Dreihundert Jäger scharen sich um einen Fuchs und danken mit Hörnern, Reden und Fackeln dem Herrgott für die phantastische Jagd und dem Fuchs, daß er wenigstens so fair gewesen war und bei ihnen mitspielen wollte. Irgendwie taten mir die Jäger leid, und ich erklärte mich bereit, meine Plastikente als Federwild zur Verfügung zu stellen. Meine Hilfsbereitschaft wurde aber leider abgelehnt.

Die Feier selbst fand in einem Kloster statt, und alle Jäger des Landkreises versammelten sich in ihren typischen Lodenmänteln. Das Gesamtbild, das sich dem Betrachter von weitem bot, war sehr amüsant: Die Jäger, die sich um die Strecke aufgestellt hatten, glichen einer Gruppe Robin Hood-Imitatoren, die sich in der Fußgängerzone um einen Edelstahlreinigungspastenverkäufer aufgebaut hatten, der mit seinem Wundermittel ohne Mühe selbst Kohle zum Spiegeln brachte.

Als wir uns näherten, empfing uns ein Jäger und teilte gleich mit, daß sich zu dem berüchtigten Fuchs noch ein paar andere Tiere gesellt hätten, um bei der Hubertusfeier mitzuspielen. So wurde es doch noch eine stolze Strecke, die auch ohne meine Plastikente auskam.

Dann begann eine Gruppe von Bläsern zu spielen. Ich dachte, es bedeutet "Kavallerie kommt!" Es kam jedoch keine, aber was versteh ich schon als Nicht-Jäger davon. Danach hörte ich etwas von einem "Kreisjägermeister". Das Wort war mir unbekannt. Ich kannte zwar "Jägermeister", den Kräuterlikör in der grünen Flasche, der mir nicht schmeckt und den die Alkoholiker immer vor dem Kiosk trinken, bevor sie andere Menschen anpöbeln. Aber "Kreisjägermeister"?
Ich bestellte ein Glas, denn ich bin Neuem nicht verschlossen, und man will ja auch nicht weltfremd wirken. Mein Nachbar erklärte mir jedoch behutsam, daß es sich um eine Person handelt, die nun eine Rede halten will. Interessiert hörte ich zu und merkte, daß mein Bild, das ich von den Jägern hatte, nicht stimmte. Ich ging zum Beispiel immer davon aus, daß das Wild mit einem Gewehr erschossen wird, aber der Kreisjägermeister bat die Bläser, das Wild "totzublasen". Ja, sie haben richtig gelesen, das Wild wird neuerdings totgeblasen. Ich traute meinen Ohren nicht, aber nachdem die Band jedes einzelne Tier mit "Kavallerie kommt!" totgeblasen hatte, mußte auch ich es als durchaus kritischer Betrachter glauben.

Dann gingen wir in das Kloster um noch einen Gottesdienst abzuhalten. Nachdem alle Jäger des Landkreises sich in der Kirche einen Platz ergattern konnten, begann auch schon der Gottesdienst. Eine der besten Bläser-Gruppen in Deutschland beendete jeden Liturgiepunkt mit einem festlichen "Kavallerie kommt!", das in dem alten Gewölbe der Klosterkirche sehr festlich klang und noch würdevoll nachhallte. Es gefiel mir so gut, daß es mir jedesmal vor freudiger Entzückung eiskalt den Rücken herunterlief. Dieses erhebende musikalische Klangerlebnis wurde aber stets jäh durch ein wohl sehr mitteilungsbedürftiges Kind unterbrochen. "Mama, ein Jäger!", schrie es in die andächtige Stille. Zuerst amüsierte mich das Kind, obwohl ich viel lieber noch den nachhallenden Klängen gelauscht hätte, aber das Kind entdeckte ständig einen neuen Jäger, den es jedesmal mit erstaunlicher Konsequenz ankündigte, und so die ganze Gemeinde an seinen visuellen Wahrnehmungen teilhaben ließ. "Mama, ein Jäger!", schrie es erneut, "Mama, ein Jäger!"

Der Pfarrer erklärte in seiner Predigt, warum dieser Hubertus als Schutzpatron der Jäger gilt. Dieser Hubertus sah - sie werden es nicht für möglich halten - er sah auf dem Kopf eines Hirsches ein Kreuz leuchten.

Ich kenne mehrere Menschen, die sehen auch irgendwo Kreuze leuchten, aber diese Leute werden im allgemeinen mit sehr starken Psychopharmaka in geschlossenen Anstalten aufbewahrt. Eine weitere Möglichkeit wäre, daß jener Hubertus eine dieser weiter oben erwähnten grünen Flaschen auf einmal ausgetrunken hat und nun das Etikett der Flasche, auf der irgend ein anderer Psychopath einen Hirsch mit Kreuz abgebildet hat, in seinem versoffenen Hirn im Rausch mit der Realität verwechselt. An dieser Stelle sei auch noch einmal auf die schädlichen Folgen des Alkohols hingewiesen!

Apropos Alkohol: Mir kommt eine Idee, wie dieser Kreisjägermeister zu seinem Titel kam. Er hatte wohl zusammen mit Hubertus einen über den Durst getrunken. Folgender Dialog hat sich dann wohl zwischen den beiden abgespielt:
(Den Kreisjägermeister, dessen eigentlicher Name mir unbekannt ist, nenne ich im Folgenden einfach Karl)

Karl: Prost Bertel! (Das ist Hubertus' fiktiver Spitzname)

Hubertus: Prost, Karle! (beide leeren die Gläser)

Karl: Auf Bertel, trinken wir noch einen!

Hubertus: Ja Karle, Prost!

Karl: Prost! (Beide können sich kaum noch auf dem Sitz halten; zwei leere "Jägermeister"-Flaschen stehen vor ihnen)

Hubertus: Karle! Ich sehe einen Hirrrrrrsch! Karle, mit einem Kreuz auf dem Kopf! Karle! Das Kreuz leuchtet mir entgegen! Karle, ich bin ein Heiliger!!!

Karl: Wenn das so ist, dann bin ich (er schaut auf das Etikett) der Jägermeister! Oh Gott, mir dreht sich alles im Kreis! Bertel, nenne mich ab sofort "Kreis-Jägermeister". Ich bin der Kreis-Jägermeister! Bertel...

(die beiden werden von der Polizei von der Bank vor dem Kiosk weggetragen, um die vorbeigehenden Passanten nicht zu stören und werden dann in die...

"Mama, ein Jäger!" Ich erwachte aus meinem Wach-Traum. Ich muß wohl während der Predigt mit den Gedanken abgeschweift sein. Ein Blick auf den Programmzettel verriet mir, daß ich sogar einmal "Kavallerie kommt!" verpaßt habe. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf den Pfarrer.

Zum Abschluß des Gottesdienstes erklang erneut die Blaskapelle, bei der sich der Pfarrer auch für das "ins Herz blasen der Guten Nachricht" bedankte, mit dem bekannten Stück "Halalie". Das Stück klingt wirklich sehr gut, aber der Name dafür wurde wahrscheinlich auch von Hubertus und Karl bei einem ihrer Gelagen festgelegt.

Nachdem alle zum "Schüsseltreiben" (was das auch immer sein mag) gegangen waren, stand ich noch viele Stunden allein vor dem Kloster und wartete auf die Kavallerie. Aber sie kam nicht. War wohl alles nur Show!

Ich ging enttäuscht zu meiner Plastikente, die im Auto für den Fall wartete, daß es nur beim Fuchs geblieben wäre und erzählte ihr von der Feier.

verfasst im November 1996 nach dem Besuch einer Hubertusfeier
Foto: Rainer Sturm  / pixelio.de

Filmkritik: Schrei, Königin der Nacht

Thomas Goersch, der bisher in weit über 100 Filmen vor der Kamera agierte und Drehbücher für zahlreiche Filme und Serien schrieb und sich gerade in letzter Zeit vor allem im Bereich Horror/Independent einen Namen gemacht hat, lieferte nun mit Schrei, Königin der Nacht sein Debut als Produzent und Regisseur. Konnte er auch hinter der Kamera überzeugen?

Ein Strafgefangener ist auf dem Weg zur Hinrichtung. Er denkt ein letztes Mal über den Sinn und Unsinn des Lebens nach. Wahnsinn und Lust treffen aufeinander.

Es beginnt noch relativ harmlos. Ein Gefangener (Thomas Goersch), in schweren Ketten wartet auf seine Hinrichtung. Er wird von einem Wärter (Falk Tröber) bewacht. Die Kamera geht nah an den Gefangenen ran und zeigt in vielen Schnitten Details seines Körpers. Dazu hört man aus dem Off dessen Gedanken, die zwar in harte und teils zynische Worte gefasst werden, aber einem inhaltlich gar nicht so falsch vorkommen. Zusammen mit der bildlichen Nähe der Datailaufnahmen gewinnt man fast ein wenig Sympathie für den Gefangenen. Man fragt sich, was er wohl verbrochen hat, um in diese Lage zu geraten. Doch im Laufe des Dialogs wird deutlich, dass der Gefangene Verachtung für Frauen empfindet, worauf sich auch im Film die Perspektive ändert.

Man sieht nacheinander zwei Szenen über zwei Frauen (Katja Jungkind, Marie Werner), die in großer Panik vor etwas fliehen wollen. Man hört ihr ängstliches Herzklopfen – oder ist es das Herzklopfen des Jägers? Man weiß es nicht. Doch das ist nicht die einzige Unsicherheit, die einem als Zuschauer Unbehagen bereitet. Man sieht nicht, vor was die Frauen Panik haben, man sieht auch nicht, was mit ihnen passiert, doch hört man am Ende jeweils einen Schrei – den Schrei der Königin der Nacht? Die Szenen sind eigentlich gewaltfrei, aber sie treffen einen fast mehr, als wenn man die blutigen Taten gesehen hätte, denn die schmutzigen Details werden der Fantasie des Zuschauers überlassen.

Obwohl man weder Täter noch Tat sah, weiß man, dass der Gefangene die Frauen umgebracht haben muss; dass die beiden Sequenzen seiner Erinnerung entsprungen sind. Man sieht, wie diese Erinnerungen den Gefangenen sogar sexuell erregen, und gleichzeitig sinkt er beim Zuschauer in der Achtung auf das unterste Niveau. Man empfindet Ekel und merkt nun erst richtig, wie krank der Gefangene psychisch wirklich ist. Es wird dunkel und man hört die Arie der Königin der Nacht.

Der Kurzfilm überzeugt auf vielen Ebenen. Obwohl es ein Low-Budget Film ist, kann er audiovisuell punkten. Sowohl Bildsprache als auch Geräuschkulisse wirken sehr professionell. Auch schauspielerisch konnten alle Mitwirkenden überzeugen.

Schrei, Königin der Nacht enthält keinen plumpen Horror, keine Hau-Drauf-Schocker, aber gerade das macht ihn so reizvoll. Er spielt subtil mit Urängsten, erzeugt Unbehagen, Befremden und überläßt den Horror der eigenen Fantasie. Ein sehr gelungenes Debut und für Freunde von Indie/Horror-Kurzfilmen eine uneingeschränkte Empfehlung.

Kamera: Lukas Hoffmann / Sound Design: Frederik Dargel / Make-up: Nika Goersch

Offizielle Facebook-Seite: http://www.facebook.com/SchreiKoniginDerNacht

Cannstatter Wasen bei Nacht

Auch wenn das Wetter heute trüb und verregnet war gab es trotzdem ein paar schöne Gelegenheiten, auf dem Volksfest ein paar interessante Bilder zu machen. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich mit Stativ dort war, aber es hat sich meiner Meinung nach wieder gelohnt ...