Medien

Filmkritik: Unhappy

Handlung

Der Kurzfilm beginnt damit, dass sich der Schauspieler Marc Berger für ein biografisches Video vorbereitet und kurz mit dem Kameramann oder Regisseur technische Details bespricht. Doch dann geht es auch sogleich mit der Aufzeichnung der Selbstvorstellung von Marc Berger los – nach eigener Aussage nur ein kleiner Schauspieler. Er hält einen Monolog über sich und sein Leben, dessen unglückliche Wendungen, und warum er immer unhappy ist.

Sein Unglücklichsein begann schon in der Kindheit, er spricht über seine Eltern, seine Geschwister, eine schwierige Familiensituation: Die immer kranke Mutter, die Trennung der Eltern, der Partner, der ihn verließ; gesundheitliche Tiefschläge, Depressionen. Marc Berger gesteht, dass nie jemand (weder Eltern, noch sein Ehemann) je "ich liebe Dich" zu ihm sagte. Und vom Zwang, immer und jederzeit perfekt sein zu müssen, im Job, in der Familie, im ganzen Leben ...

Seine Stärken sieht er darin, anderen immer zu helfen, und vor allem auch im Schauspiel, wo er auch vor schwierigen und komplexen Rollen nicht zurückschreckt. Dies ist auch das einzige, was ihm nach eigener Aussage Spaß machte. Doch dies ist ihm 2020 durch Corona auch noch weggebrochen ...

Fazit

Unhappy ist der neue Film des Schauspielers Thomas Goersch, der dabei in der Rolle des Schauspielers "Marc Berger" in Erscheinung tritt. Berger ist gleichzeitig auch die einzige Person des gesamten Films. Goersch war bei diesem Werk jedoch nicht nur der einzige Charakter, er hat auch hinter der Kamera fast alle Aufgaben übernommen.

Technisch gibt es an dem Kurzfilm nichts zu bemängeln. Er ist zwar minimalistisch gehalten, aber vermittelt sehr gut diese Aufnahmesituation und ist solide umgesetzt. Eine extra Erwähnung hat die Titelmusik verdient. Es gibt sie zwar nur am Anfang und Ende, doch ist sie sehr passend und eingängig, um nicht zu sagen "catchy".

Die Story ist schlüssig und konsistent. Man blickt zusammen mit Marc Berger auf sein Leben, auf sein Unglücklichsein. Diese Offenheit bietet natürlich auch Angriffsfläche und macht verletzlich. Berger ist schonungslos ehrlich, ohne jemanden für seine Situation direkt verantwortlich zu machen oder anzuklagen, dies lässt die Figur trotz ihrer Traurigkeit sehr sympatisch wirken. Daher lässt Bergers Lebensgeschichte mit allen Tiefschlägen den Zuschauer nicht kalt. Immer mal wieder bekommt man das Bedürfnis, Berger einfach in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken. Berger zeigt eine tiefe Melancholie, die sich auch unweigerlich auch auf den Zuschauer überträgt, ohne ihn jedoch selbst in Depressionen zu stürzen. Thomas Goersch bringt die Person und die Stimmung sehr authentisch rüber.

Doch das führt zu der Frage: wie viel Berger steckt in Goersch, bzw. wie viel Goersch in Berger? Ich möchte nicht verschweigen, dass ich Thomas Goersch zu einem meiner guten und wichtigen Freunde zähle, mit dem ich zusammen schon viel erlebt habe. In der letzten Zeit haben wir uns zwar eher selten gesehen, aber ich denke, ich kenne ihn und auch viele Aspekte seines Privatlebens gut.

Einer der ersten Sätze des Marc Berger im Film, die noch vor dem eigentlichen Start der Aufnahme fallen, ist "Man redet ja nicht so oft über sich, sondern spielt ja 'ne Rolle". Und Thomas Goersch hat in seinem Leben bereits Rollen in über 200 Filmen gespielt. Aber dies ist der erste Film, in dem er eigentlich nur sich selbst verkörpert: Berger ist Goersch.

Fakten

Name: Unhappy (2020, Deutschland)
Sprache: Englisch
Genre: Drama/Experimentalfilm
Laufzeit: 17 Minuten
Story, Kamera, Regie: Thomas Goersch
Darsteller: Thomas Goersch
Schnitt: Dorian Valentino
Musik: Martin Gerke
 

Die DVD mit dem kompletten Film kann über die Unhappy-Facebook-Seite angefordert werden.

Einladung zur Buchpräsentation "Degerloch neu entdeckt"

Über zwei Jahre Arbeit liegen hinter uns - jetzt ist es soweit: Wir präsentieren das Buch "Degerloch neu entdeckt". Die Fotogruppe des örtlichen Fotografen & Galeristen Norbert Nieser hat in Zusammenarbeit mit huttmedia ein Buch über das heutige Degerloch produziert, das es in dieser Form bisher noch nicht gab. Aufgegriffen wurden außergewöhnliche Themen, aber auch Bekanntes haben die Autoren ganz speziell ins Visier genommen. Auf den Punkt gebrachte Texte ergänzen die Geschichten des aktuellen Degerloch mit wichtigen Informationen auf über 200 Seiten.

Donnerstag, 13. Juli um 19 Uhr
Wein-Musketier im Gewerbegebiet Tränke
Julius-Hölder-Straße 26B, Stuttgart-Degerloch


Und das erwartet euch bei der Buchpräsentation:

  • Ein sommerliches Begrüßungsgetränk
  • Livemusik mit den Tri-Angels, brillant und rockig
  • Begrüßung durch Wein-Musketier-Inhaber Guido Keller
  • Grußwort von Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold
  • Moderationsrunde mit Herausgeber Norbert Nieser
  • Bewirtung mit auserwählten Weinen und Flammkuchen
  • Livemusik mit den Tri-Angels und feiern bis Open End


Wir  freuen uns, euch an der öffentlichen Veranstaltung begrüßen zu können. Open Air - der Event findet übrigens auch auf der überdachten Terrasse statt.

Also, lasst uns gemeinsam feiern! ... und reicht die Einladung einfach weiter.

Filmkritik: Ich bin dann mal weg

Ich war dann mal im Kino – in der Verfilmung von Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg". Eine schöne, wenn auch ungewohnte, Erfahrung dabei war, einmal wieder der Jüngste im Kino zu sein.

Ich habe das Buch so ca. 5 bis 6 mal gelesen und finde es sehr lesenswert. Der Film und das Buch haben aber bis auf den Titel und die grobe Handlung ("Ein Mann läuft den Jakobsweg") nicht sehr viel gemeinsam. Ein Film kann sicherlich nicht so sehr in die Tiefe gehen wie das Buch. Aber warum man viele Aspekte des Buches weggelassen hat, dafür dann aber so einiges dazuerfunden hat, kann ich nicht verstehen. Auch weshalb aus der Engländerin Anne und der Neuseeländerin Sheelagh, zwei Hauptpersonen aus dem Buch, im Film eine schwedische Stella und die britische Journalistin Lena werden mussten, entzieht sich meinem Verständnis.

Das Buch kann ich uneingeschränkt empfehlen. Es ist sehr unterhaltsam, man erfährt viel über Hape Kerkeling und über seine Erkenntnisse auf dem Jakobsweg.

Der Film ist nett, man darf es nur nicht als Verfilmung des Buches sehen, denn mit dem hat es nicht viel zu tun. Selbst wenn im Film mal Elemente aus dem Buch angerissen werden, bleibt im Film unverständlich, was das bezwecken sollte – nur wenn man das Buch kennt, versteht man, was es damit auf sich hat. Und es hat fast den Anschein, als hätten die Drehbuchschreiber eben nicht genau verstanden, was im Buch passiert.

Davon abgesehen ist der Film ok, er hat teilweise sehr schöne Bilder, gute schauspielerische Leistungen und war zumindest keine Zeitverschwendung. Aber an das Buch kommt er bei weitem nicht heran.

Buchnähe

Handlung

Bilder

Gesamt

Kochbuch: Thaiküche

Durch einen Kochkurs lernte ich Anfang des Jahres die Thaiküche kennen. Es war Liebe auf den ersten Biss. Schon als wir im Kurs die ersten Gerichte aus der Hand der Meisterin probieren durften, war ich der Thaiküche komplett verfallen. Es schmeckt lecker, leicht, dennoch schön würzig und mitunter auch ganz schön scharf – dazu noch sehr vielfältig und es gibt passendes für jede Jahreszeit.

Obwohl alle Gerichte aus dem Kurs absolut lecker sind und schon sehr oft nachgekocht wurden, war bald der Wunsch nach weiteren Rezepten da. Und so stieß ich auf dieses Kochbuch, das nicht nur wunderschöne Bilder enthält und auch sehr hochwertig aufgemacht ist, es berichtet auch ein wenig über Land und Leute und bietet vor allem eine ganze Vielzahl an wunderbaren, extrem leckeren und leicht nachzukochenden Rezepten.

Am Anfang steht man wahrscheinlich vor einer ganzen Liste an Lebensmitteln, die man nicht kennt (und nicht in der Küche hat), aber wenn man mal eine kleine Grundausstattung hat, reicht das in der Regel für die allermeisten Gerichte, da sich viele typische Zutaten immer wieder in den Rezepten finden. Auch dieses Buch habe ich mehrmals fast von vorne nach hinten durchgekocht und viele neue Lieblingsgerichte gefunden.

Und falls das Buch im Verkaufsranking hoch steht, sehe ich das auch ein wenig als mein Verdienst, da ich es schon öfters verschenkt habe und zukünftige Geburtstagskinder schon ankündigen, dass sie das Buch aber auch wollen.

Daher: Absolute Empfehlung für ein wunderschönes Kochbuch mit leicht nachzukochenden Rezepten.

Gestaltung
Rezepte
Nachkochbar

"Lila, Lila" von Martin Suter

Es war eigentlich nur eine kleine Lüge, um für seine Angebetete interessanter zu werden. Wie konnte Peter Kern denn auch ahnen, dass sie sein Manuskript gleich ohne sein Wissen an einen Verlag schickt und dieser das Buch auch noch verlegen möchte? Und eigentlich könnte er sich doch auch sehr freuen, dass Marie sich wegen seines Buches in ihn verliebt hat und sein Buch darüber hinaus ein absoluter Bestseller wurde. Er wurde mit seinem Erstlingswerk zum Superstar der Literaturwelt. Und trotzdem war er nicht so glücklich, wie er hätte sein können.

Liegt es daran, dass er das Buch gar nicht selber geschrieben hat? Dass er das Manuskript nur in einem alten Nachttischchen gefunden hat und er sich als dessen Autor ausgab? Eigentlich wollte er ja nur sie beeindrucken. Eine Veröffentlichung und die ganzen Lesereisen waren gar nicht geplant. Doch was passiert, wenn der echte Autor einmal auftaucht? Wird ihre Liebe, die eigentlich auf einer kleinen Lüge basiert, für immer halten?

Typisch für Martin-Suter-Romane kann man auch "Lila, Lila" kaum aus den Händen legen, wenn man einmal in die Handlung eingetaucht ist. Suter versteht es, Situationen und Dinge detailreich zu beschreiben ohne jedoch langatmig oder langweilig zu werden. Das Buch ist außerdem ein kleiner Seitenhieb auf den Literaturbetrieb, und man fragt sich, wie viel selbst erlebtes Suter mit in den Roman gepackt hat.

Wie für alle Romane von Suter gilt auch hier: absolut lesenswert.

Bewertung

Filmkritik: Unvergessen

Unvergessen ist der neue Kurzfilm von Marcello Filippelli. Nachdem sein Erstlingswerk Unerträglich sehr gelungen ist, war ich natürlich ziemlich auf den neuen Film gespannt. Auch dieses Mal schreckt Marcello nicht vor einem schwierigen Thema zurück:

Lisa und David befinden sich in der schwierigsten Zeit ihrer Beziehung! Sie gerieten bei einem ihrer langen Spaziergänge in ein heftiges Unwetter. Während Lisa großes Glück hatte und unbeschadet davonkommt, landet David im Rollstuhl! Die neue Situation belastet David sehr. Auch wenn es aussichtslos zu sein scheint, versucht Lisa alles um David beizustehen und ihre Beziehung zu retten.

Der Film beginnt mit Alltagsszenen eines glücklichen jungen Paares – Lisa und David. Man neigt schon dazu, die beiden um ihr Glück zu beneiden, doch dann ändert sich alles schlagartig. Die Idylle ist verschwunden, die Bilder werden bedrückender, die Stimmung zwischen den beiden ist sehr gespannt. David sitzt im Rollstuhl, und während sie alles versucht, seine Stimmung wieder aufzuhellen, ist David gereizt und schroff zu ihr.

Nach und nach erfährt man, dass David und Lisa in ein starkes Unwetter kamen, bei dem David verletzt wurde und im Rollstuhl landete. Zum einen will David darum schon das Haus nicht mehr verlassen, zum anderen scheint er verbittert zu sein, dass das Schicksal es so schlecht mit ihm meint während Lisa noch gesund ist. Oder weiß er, dass er ihr so nur zur Last fällt? Die Situation wirkt hoffnungslos, man fragt sich, wie lange Lisas Liebe noch ausreicht, ihren mürrischen und abweisenden Freund zu ertragen.

Doch dann lässt er sich auf einen Spaziergang in seinem Rollstuhl ein. An den Ort, an dem das Unglück damals geschah. Das öffnet David die Augen ...

Die Schauspieler sind durchweg grandios und beherrschen jeweils das Spiel in der Idylle am Anfang, als auch in der beklemmenden Situation perfekt. Jan Stapelfeldt als hoffnungsloser, gebrochener und mürrischer Freund ist sehr überzeugend und transportiert die Beklemmung regelrecht hinüber zum Zuschauer.

Dass Marcello ein Ästhet und Perfektionist ist, sah man schon bei Unerträglich. Dies hat er bei Unvergessen noch weiterentwickelt: Die Bilder sind durchweg sehr ästhetisch und tragen entschieden zu der jeweiligen Stimmung bei. Und auch die Filmmusik fällt sehr positiv auf, ohne zu sehr in den Vordergrund zu treten.

Spoiler-Warnung! Das Ende von "Unvergessen" enthält außerdem noch einen raffinierten Twist, wie ihn David Lynch oder M. Night Shyamalan (in seinen guten Zeiten) nicht besser hätten umsetzen können. Eine gelungene Überraschung, die den kompletten Film in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Fazit: Der Film hat mich sehr berührt, die Story ist rund und solide umgesetzt. Schauspieler, Bilder, Musik, Kamera, Ton sind alle top. Bitte unbedingt mehr davon – alles andere wäre Verschwendung von Talent.

Story
Gefühl
Musik
Unterhaltung
Ästhetik
Gesamt

Schauspieler: Jan Stapelfeldt / Pia Strömer / Sandra Fleckenstein
Buch & Regie: Marcello Filippelli
Kamera & Schnitt: Felix Ehlert
Musik: Arkadius Sojka

Facebook: http://www.facebook.com/pages/UNVERGESSEN/560884500655016

Vegan Love Story

Auf die Gefahr hin, dass mein Blog langsam wirkt, als würde ich von Hiltl dafür bezahlt werden (was natürlich nicht so ist, aber das Hiltl ist eines meiner absoluten Lieblingsrestaurants), möchte ich das neue Kochbuch von Hiltl und tibits vorstellen. (Zwei andere habe ich schon unter "Hiltl" für daheim vorgestellt.)

Dieses mal ist es ein Kochbuch mit veganen Rezepten, also kompletter Verzicht auf alle tierischen Produkte. Ich habe mir das Kochbuch bei meinem letzten Besuch im Hiltl in Zürich vor ca. 6 Wochen mitgenommen und bin bisher sehr begeistert.

Die Rezepte sind durchweg alltagstauglich, leicht nachzukochen und absolut lecker. Oft sogar überraschend lecker: Die Gerichte sind auf schönen großen Bildern abgebildet und lassen einem schon das Wasser im Munde zusammenlaufen. Man kann sich alleine vom Bild schon gut vorstellen, wie es schmecken wird. Aber dann ist es meist noch ein Tick besser und raffinierter als erwartet.

Das Buch ist auch sehr liebevoll gestaltet, was beim ausgestanzten Herz auf dem Buchdeckel beginnt und über die Goldprägungen bis hin zum elegant-minimalistischen Layout der Innenseiten geht. In diesem Kochbuch blättert man einfach auch mal gerne herum und lässt sich inspirieren. Es ist eine kulinarische Reise um die halbe Welt.

Das Buch gliedert sich in die Kapitel "Vorspeisen, Apéro und Suppen", "Salate", "Warme Gerichte", "Desserts", "Frühstück und Drinks" und Grundrezepte. Außerdem gibt es auch ein Kapitel über das Hiltl und tibits.

Ein ganz tolles Rezept ist das Mango-Bananen-Curry, das laut Rezeptbeschreibung "Lebensfreude pur" verspricht – doch das ist gewaltig untertrieben!

Auch wenn ich kein Veganer oder Vegetarier bin, esse ich oft und sehr gerne gute vegetarische und vegane Gerichte. Das Buch kann ich nur allerwärmstens empfehlen; gerade und speziell auch den Fleischessern unter uns. Probiert es aus, ihr werdet überrascht sein. Versprochen.

Eselsbrücken, die keine sind ...

Die Umstellung auf die Winterzeit steht am Wochenende an. Doch stellt man die Uhr nun vor oder zurück?. Im Frühstücksfernsehen wurde daher heute folgende Eselsbrücke vorzutragen:

Im Sommer stellt man die Stühle raus, also stellt man die Uhr eine Stunde vor.
Im Winter holt man die Stühle wieder rein, also stellt man die Uhr eine Stunde zurück.

So ein Quatsch, was soll einem soetwas helfen? Das zeigt nur, dass die Moderatorin die Eselsbrücke selber gar nicht verstanden hat, und einfach nur (falsch) wiedergibt.

Es heißt natürlich:

Im Frühling stellt man die Gartenstühle vor das Haus, also Uhr vorstellen.
Im Herbst stellt man die Gartenstühle wieder zurück in den Keller, als Uhr zurückstellen.

Denn nur so ist die Eselsbrücke überhaupt sinnvoll.

Das ist natürlich kein großer Aufreger, ist aber so symptomatisch für unser Fernsehprogramm: Es wird viel von Leuten gemacht, die keine Ahnung haben von dem, was sie tun.

RTL senkt Niveau auf neuen Rekordwert: "Was wäre wenn?"

Es ist wirklich kaum zu glauben, dass RTL sein bisheriges Niveau noch unterbieten kann. Dass dies jedoch geht, beweist der Sender derzeit donnerstags mit seiner neuen "Comedy"-Show "Was wäre wenn?".

Dass es verschiedene Arten von Humor gibt will ich nicht bestreiten. Dass "Was wäre wenn?" nicht meinen Humor trifft ist ziemlich sicher. Dass es den Humor von igendjemandem trifft, ist fraglich. Beziehungsweise es ist eher beängstigend, dass es jemand derart primitives geben könnte, der darüber lachen könnte.

Es ist eine Aneinanderreihung von unlustigen Plumpheiten, von (gewollt aber nicht gekonntem) Amüsement auf Kosten anderer. Es ist ein Symbol für eine ganz eklige, emphatielose Art von Entertainment, die auf guten Geschmack und Niveau nicht den geringsten Wert legt. Es ist erschreckend, dass so etwas über die Bildschirme kommt: langweilig, plump, gekünstelt.

Potential wäre dabei eigentlich vorhanden, die Moderatoren haben zumindest an anderer Stelle schon gezeigt, dass sie es besser könnten.

Humor
Spontaneität
Gesamt

"Die Zeit, die Zeit" von Martin Suter

Zwei sehr kurzweilige Frühlingsnachmittage im Garten bereitete mir vor einigen Monaten das Buch "Die Zeit, die Zeit" von Martin Suter. Einmal angefangen wollte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen. Es war nach "Der Koch" erst das zweite Buch von Suter, das ich gelesen hatte, aber auch dieses Mal haben mich Suters Erzählweise und die detailverliebten und dennoch kurzweiligen Beschreibungen gefesselt.

Was ist eigentlich Zeit? Man kann sie nicht anfassen, man kann sie nicht sehen. Dass "Zeit vergangen" ist sieht man nur daran, dass sich Dinge verändert haben: Gegenstände wurden umgestellt, Pflanzen sind gewachsen oder Haare sind ergraut. Doch was ist, wenn keine Veränderung stattfindet? Steht dann auch die Zeit? Und wenn man noch einen Schritt weiter geht und alle Veränderungen seit einem bestimmten Zeitpunkt wieder rückgängig macht, ist dann auch keine Zeit vergangen?

Peter Talers Frau wurde vor der eigenen Haustüre erschossen. Taler gibt sich die Schuld, da er sie absichtlich vor der Türe warten ließ. Seit sie tot ist, ist sein Leben etwas aus den Fugen geraten. Doch eines Tages bemerkt er, dass sein Nachbar Knopp die alten Bäume durch neue ersetzt. Neue, die aussehen wie die alten vor vielen Jahren. Und irgendwann kommt er Knopp auf die Spur: Dieser will alles in den Zustand von vor vielen Jahren zurückversetzen - in den Zustand, als seine Frau noch lebte. Da Knopp selbst zu alt ist, muss Taler ihm helfen, alles wieder so herzurichten, wie es auf den alten Fotos war.

Es scheint, als habe der kauzige Knopp zufällig Fotos von Lauras Mörder gemacht, der nach einem Jahr noch immer nicht gefasst wurde. Die Aussicht auf die Identifizierung von Lauras Mörder gibt Taler neue Hoffnung. Wenn es Taler zuerst auch aus seiner Lethargie reißt und sich die beiden verwittweten Herren anfreunden - irgendwann macht Taler jedoch eine grausame Entdeckung ...

Das Buch ist sehr fesselnd geschrieben und die (von Suter erfundenen) Theorien zur Zeit klingen sehr plausibel. Hier hat der Autor sehr gut recherchiert und es macht viel Spaß, sich auf die Gedankenexperimente über das Wesen der Zeit einzulassen. Auch das Ende ist sehr verblüffend und unerwartet.

Bewertung

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