Filme

Filmkritik: Unhappy

Handlung

Der Kurzfilm beginnt damit, dass sich der Schauspieler Marc Berger für ein biografisches Video vorbereitet und kurz mit dem Kameramann oder Regisseur technische Details bespricht. Doch dann geht es auch sogleich mit der Aufzeichnung der Selbstvorstellung von Marc Berger los – nach eigener Aussage nur ein kleiner Schauspieler. Er hält einen Monolog über sich und sein Leben, dessen unglückliche Wendungen, und warum er immer unhappy ist.

Sein Unglücklichsein begann schon in der Kindheit, er spricht über seine Eltern, seine Geschwister, eine schwierige Familiensituation: Die immer kranke Mutter, die Trennung der Eltern, der Partner, der ihn verließ; gesundheitliche Tiefschläge, Depressionen. Marc Berger gesteht, dass nie jemand (weder Eltern, noch sein Ehemann) je "ich liebe Dich" zu ihm sagte. Und vom Zwang, immer und jederzeit perfekt sein zu müssen, im Job, in der Familie, im ganzen Leben ...

Seine Stärken sieht er darin, anderen immer zu helfen, und vor allem auch im Schauspiel, wo er auch vor schwierigen und komplexen Rollen nicht zurückschreckt. Dies ist auch das einzige, was ihm nach eigener Aussage Spaß machte. Doch dies ist ihm 2020 durch Corona auch noch weggebrochen ...

Fazit

Unhappy ist der neue Film des Schauspielers Thomas Goersch, der dabei in der Rolle des Schauspielers "Marc Berger" in Erscheinung tritt. Berger ist gleichzeitig auch die einzige Person des gesamten Films. Goersch war bei diesem Werk jedoch nicht nur der einzige Charakter, er hat auch hinter der Kamera fast alle Aufgaben übernommen.

Technisch gibt es an dem Kurzfilm nichts zu bemängeln. Er ist zwar minimalistisch gehalten, aber vermittelt sehr gut diese Aufnahmesituation und ist solide umgesetzt. Eine extra Erwähnung hat die Titelmusik verdient. Es gibt sie zwar nur am Anfang und Ende, doch ist sie sehr passend und eingängig, um nicht zu sagen "catchy".

Die Story ist schlüssig und konsistent. Man blickt zusammen mit Marc Berger auf sein Leben, auf sein Unglücklichsein. Diese Offenheit bietet natürlich auch Angriffsfläche und macht verletzlich. Berger ist schonungslos ehrlich, ohne jemanden für seine Situation direkt verantwortlich zu machen oder anzuklagen, dies lässt die Figur trotz ihrer Traurigkeit sehr sympatisch wirken. Daher lässt Bergers Lebensgeschichte mit allen Tiefschlägen den Zuschauer nicht kalt. Immer mal wieder bekommt man das Bedürfnis, Berger einfach in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken. Berger zeigt eine tiefe Melancholie, die sich auch unweigerlich auch auf den Zuschauer überträgt, ohne ihn jedoch selbst in Depressionen zu stürzen. Thomas Goersch bringt die Person und die Stimmung sehr authentisch rüber.

Doch das führt zu der Frage: wie viel Berger steckt in Goersch, bzw. wie viel Goersch in Berger? Ich möchte nicht verschweigen, dass ich Thomas Goersch zu einem meiner guten und wichtigen Freunde zähle, mit dem ich zusammen schon viel erlebt habe. In der letzten Zeit haben wir uns zwar eher selten gesehen, aber ich denke, ich kenne ihn und auch viele Aspekte seines Privatlebens gut.

Einer der ersten Sätze des Marc Berger im Film, die noch vor dem eigentlichen Start der Aufnahme fallen, ist "Man redet ja nicht so oft über sich, sondern spielt ja 'ne Rolle". Und Thomas Goersch hat in seinem Leben bereits Rollen in über 200 Filmen gespielt. Aber dies ist der erste Film, in dem er eigentlich nur sich selbst verkörpert: Berger ist Goersch.

Fakten

Name: Unhappy (2020, Deutschland)
Sprache: Englisch
Genre: Drama/Experimentalfilm
Laufzeit: 17 Minuten
Story, Kamera, Regie: Thomas Goersch
Darsteller: Thomas Goersch
Schnitt: Dorian Valentino
Musik: Martin Gerke
 

Die DVD mit dem kompletten Film kann über die Unhappy-Facebook-Seite angefordert werden.

Filmkritik: Ich bin dann mal weg

Ich war dann mal im Kino – in der Verfilmung von Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg". Eine schöne, wenn auch ungewohnte, Erfahrung dabei war, einmal wieder der Jüngste im Kino zu sein.

Ich habe das Buch so ca. 5 bis 6 mal gelesen und finde es sehr lesenswert. Der Film und das Buch haben aber bis auf den Titel und die grobe Handlung ("Ein Mann läuft den Jakobsweg") nicht sehr viel gemeinsam. Ein Film kann sicherlich nicht so sehr in die Tiefe gehen wie das Buch. Aber warum man viele Aspekte des Buches weggelassen hat, dafür dann aber so einiges dazuerfunden hat, kann ich nicht verstehen. Auch weshalb aus der Engländerin Anne und der Neuseeländerin Sheelagh, zwei Hauptpersonen aus dem Buch, im Film eine schwedische Stella und die britische Journalistin Lena werden mussten, entzieht sich meinem Verständnis.

Das Buch kann ich uneingeschränkt empfehlen. Es ist sehr unterhaltsam, man erfährt viel über Hape Kerkeling und über seine Erkenntnisse auf dem Jakobsweg.

Der Film ist nett, man darf es nur nicht als Verfilmung des Buches sehen, denn mit dem hat es nicht viel zu tun. Selbst wenn im Film mal Elemente aus dem Buch angerissen werden, bleibt im Film unverständlich, was das bezwecken sollte – nur wenn man das Buch kennt, versteht man, was es damit auf sich hat. Und es hat fast den Anschein, als hätten die Drehbuchschreiber eben nicht genau verstanden, was im Buch passiert.

Davon abgesehen ist der Film ok, er hat teilweise sehr schöne Bilder, gute schauspielerische Leistungen und war zumindest keine Zeitverschwendung. Aber an das Buch kommt er bei weitem nicht heran.

Buchnähe

Handlung

Bilder

Gesamt

Filmkritik: Unvergessen

Unvergessen ist der neue Kurzfilm von Marcello Filippelli. Nachdem sein Erstlingswerk Unerträglich sehr gelungen ist, war ich natürlich ziemlich auf den neuen Film gespannt. Auch dieses Mal schreckt Marcello nicht vor einem schwierigen Thema zurück:

Lisa und David befinden sich in der schwierigsten Zeit ihrer Beziehung! Sie gerieten bei einem ihrer langen Spaziergänge in ein heftiges Unwetter. Während Lisa großes Glück hatte und unbeschadet davonkommt, landet David im Rollstuhl! Die neue Situation belastet David sehr. Auch wenn es aussichtslos zu sein scheint, versucht Lisa alles um David beizustehen und ihre Beziehung zu retten.

Der Film beginnt mit Alltagsszenen eines glücklichen jungen Paares – Lisa und David. Man neigt schon dazu, die beiden um ihr Glück zu beneiden, doch dann ändert sich alles schlagartig. Die Idylle ist verschwunden, die Bilder werden bedrückender, die Stimmung zwischen den beiden ist sehr gespannt. David sitzt im Rollstuhl, und während sie alles versucht, seine Stimmung wieder aufzuhellen, ist David gereizt und schroff zu ihr.

Nach und nach erfährt man, dass David und Lisa in ein starkes Unwetter kamen, bei dem David verletzt wurde und im Rollstuhl landete. Zum einen will David darum schon das Haus nicht mehr verlassen, zum anderen scheint er verbittert zu sein, dass das Schicksal es so schlecht mit ihm meint während Lisa noch gesund ist. Oder weiß er, dass er ihr so nur zur Last fällt? Die Situation wirkt hoffnungslos, man fragt sich, wie lange Lisas Liebe noch ausreicht, ihren mürrischen und abweisenden Freund zu ertragen.

Doch dann lässt er sich auf einen Spaziergang in seinem Rollstuhl ein. An den Ort, an dem das Unglück damals geschah. Das öffnet David die Augen ...

Die Schauspieler sind durchweg grandios und beherrschen jeweils das Spiel in der Idylle am Anfang, als auch in der beklemmenden Situation perfekt. Jan Stapelfeldt als hoffnungsloser, gebrochener und mürrischer Freund ist sehr überzeugend und transportiert die Beklemmung regelrecht hinüber zum Zuschauer.

Dass Marcello ein Ästhet und Perfektionist ist, sah man schon bei Unerträglich. Dies hat er bei Unvergessen noch weiterentwickelt: Die Bilder sind durchweg sehr ästhetisch und tragen entschieden zu der jeweiligen Stimmung bei. Und auch die Filmmusik fällt sehr positiv auf, ohne zu sehr in den Vordergrund zu treten.

Spoiler-Warnung! Das Ende von "Unvergessen" enthält außerdem noch einen raffinierten Twist, wie ihn David Lynch oder M. Night Shyamalan (in seinen guten Zeiten) nicht besser hätten umsetzen können. Eine gelungene Überraschung, die den kompletten Film in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Fazit: Der Film hat mich sehr berührt, die Story ist rund und solide umgesetzt. Schauspieler, Bilder, Musik, Kamera, Ton sind alle top. Bitte unbedingt mehr davon – alles andere wäre Verschwendung von Talent.

Story
Gefühl
Musik
Unterhaltung
Ästhetik
Gesamt

Schauspieler: Jan Stapelfeldt / Pia Strömer / Sandra Fleckenstein
Buch & Regie: Marcello Filippelli
Kamera & Schnitt: Felix Ehlert
Musik: Arkadius Sojka

Facebook: http://www.facebook.com/pages/UNVERGESSEN/560884500655016

Film: Drei Männer im Schnee (1955)

Der Winter steht vor der Tür, bis zum ersten Schnee ist es nicht mehr weit. Der Film "Drei Männer im Schnee" gehört für mich zwingend dazu, ich schaue ihn jeden Winter mindestens einmal an. Er ist ein schönes Stück aus der guten alten Zeit.

Da wäre der olle Schlüter, ein Multimillionär und Konzernbesitzer, der den zweiten Platz eines Preisausschreibens für eine Woche Luxus-Skiurlaub in einem Grand-Hotel gewinnt. Er möchte die Menschen studieren und verkleidet sich als Eduard Schulze, einen armen Schlucker. Dem Hotelpersonal ist er sehr im Wege.

Dr. Fritz Hagedorn, ein arbeits- und mittelloser Werbefachmann, hat den ersten Preis gewonnen und wird im selben Hotel als tiefstabelnder Millionär angesehen – und verwöhnt, wo es nur geht.

Und dann ist da noch der Herr Kesselhut, der Diener von Herrn Schlüter, der mitgehen mußte, damit der Millionär nicht so alleine ist. Er jedoch soll einen Millionär spielen, obwohl er keiner ist, und eigentlich auch gar nicht sein möchte.

Das sind die drei Männer im Schnee, die im Hotel aufeinandertreffen und sich wunderbar verstehen. Vor allem Fritz hat in Eduard einen väterlichen Freund gefunden, und der "arme" Eduard einen Freund, von dem er sicher sein kann, dass der ihn als Mensch mag, und nicht nur sein Geld. Herr Kesselhut ist Fritz behilflich, bei den Schlüterwerken eine Arbeitsstelle zu bekommen, da er den ollen Schlüter persönlich kenne.

Aus Sorge um den Papa reist auch die Millionärs-Tochter und die Haushälterin ins Grand-Hotel, und natürlich verlieben sich Dr. Hagedorn und das hübsche junge Mädchen. Vom Hotel mehr oder weniger herausgeworfen, tritt Herr Schulze die Heimreise an, ohne seinem neuen Freund Fritz Hagedorn auf Wiedersehen gesagt zu haben. Mit ihm gehen seine Tochter, die Haushälterin und der Butler. Fritz steht ganz alleine da, sein mittlerweile bester Freund Eduard Schulze und seine Freundin sind plötzlich weg. Bis er von seinem neuen Arbeitgeber zum Abendessen eingeladen wird und sich die ganze Sache aufklärt.

Es ist ein sehr rührender und liebevoll gemachter Film, den man immer wieder anschauen kann. Die Charakteren sind sehr gut ausgearbeitet, und man hat alle sehr schnell in sein Herz geschlossen.

Aber unbedingt darauf achten, daß es die Version von 1955 ist. Es gibt eine andere Version von 1973, die meines Erachtens furchtbar ist. Die Charakteren sind dort flach und auch nicht liebenswert.

Humor
Unterhaltung
Gesamt

DVD: Schwäbische Geschichten

Was passt zu einem verregneten Herbst- oder verschneiten Wintertag besser als Willy Reichert in einer seiner Paraderollen als Gottlieb Gscheidle, dem Bürgermeister von Krottenbrunn? Mit viel List und allerlei geschickten Tricks schafft er es immer wieder, das Beste für die Gemeinde zu erreichen. Meist jedoch auf die Kosten des Badhotelbesitzers Erwin Schäuffele, des großmauligen Großgärtnereibesitzers Hugo Pfisterer oder des Wurstfabrikanten Bullinger.

Und dann ist da auch noch die Frau Immel, die Bürgermeister Gscheidle ständig mit ihren Anliegen zu Kinder- und Umweltschutz in den Ohren liegt.

Es ist schon eine wahre Kunst für das Stadtoberhaupt, die Stadtbewohner und die Familie mit ihren Anliegen bestmöglich zufrieden zu stellen. Doch Bürgermeister Gscheidle kennt seine Papenheimer und schafft es immer wieder, dass am Ende alle es so machen, wie er will.

Die Rolle des Bürgermeister Gscheidle wurde Willy Reichert auf den Leib beschrieben, und kein anderer hätte der Figur besser Leben einhauchen können, als Willy Reichert selbst.

In meiner Kindheit kamen die Folgen oft in den Weihnachtsferien, und die ganze Familie saß dann vor dem Fernseher und hatte ihren Spaß. Nun sind alle Folgen auf DVD erschienen und ermöglichen jederzeit eine Reise in die gute alte Zeit, als die Welt noch in Ordnung war.

Unterhaltung
Nostalgie
Witz
Gesamt

Filmkritik: Unerwünschte Besucher

"Unerwünschte Besucher" von Björn Reichardt wurde zwar bereits 2011 fertig gestellt, kam aber wegen nicht geregelter rechtlicher Fragen erst jetzt aus dem Schrank. Kann der Kurzfilm begeistern, oder wäre er besser im Schrank geblieben?

Bruno, der eine Autobiografie über einen ehemaligen Serienmörder geschrieben hat, wohnt zusammen mit seinem Verleger Karl in einem Haus. Ihre idyllische Abgeschiedenheit wird gestört, als ermordete Frauen in ihrem Garten auftauchen. Damit sie nicht mit den Morden in Verbindung gebracht werden, muss dem Treiben ein Ende gesetzt werden.

Ein Monolog führt während des Vorspanns in die Handlung ein. Es sind die Memoiren des "Neckar-Würgers", der zahlreiche Frauen mit seinen Daumen erwürgt hat.

Mit dem Ende des Vorspanns sind wir an einem Samstagmorgen in einem bürgerlichen Garten, Karl, ein Verleger, betritt entspannt und mit einer Tasse Kaffee in der Hand die Treppe zum Garten. Doch seine morgendliche Ruhe wird gestört: Eine weibliche Leiche liegt in seinem Liegestuhl. Eigentlich möchte er sich die gute Laune nicht verderben lassen. Er kippt die Leiche aus seinem Stuhl und macht es sich dann darin gemütlich. Aber die Entspannung will sich nicht mehr recht einstellen. Er stellt Bruno, ein Schriftsteller, der mit ihm unter einem Dach wohnt, zur Rede. Bruno verfasste die Biographie "Würgen bis zum Abwinken - die wahre Geschichte des Neckar-Würgers", Karl ist sein Verleger. Bei dem Buch handelt es sich weder um Fiktion, noch um eine fremde Person: Bruno ist der Neckar-Würger, dem die Polizei jedoch nie auf die Schliche kam und stattdessen einen anderen einsperrte. Wer denkt, dass Bruno alleine deshalb etwas seltsam ist, sollte in sein Kalkül noch mit aufnehmen, dass Bruno den ganzen Film über und zu jeder Uhrzeit nur mit einem Morgenmantel bekleidet zu sehen ist, und auch seine Freundin Gisela, mit der er in einer intimen Beziehung lebt, ist eine Schaufensterpuppe.

Doch Bruno stellt klar, dass er nur blonde Frauen tötet, und auch nur mit seinen Daumen würgt, die fragliche Dame aber mit einem Nylonstrumpf ermordet worden sei. Um jedoch Ärger zu vermeiden einigen sich die Beiden, die Leiche unauffällig verschwinden zu lassen. Offenbar scheinen die Beiden darin auch schon einige Übung zu besitzen. Bruno behält bei der Gelegenheit gleich die Kleider der Ermordeten für seine Schaufensterpuppe. Die Beschaffung der Kleider für seine Puppe scheint auch das Motiv für Bruno bei seinen Morden gewesen zu sein.

Doch eine Woche später wiederholt sich die Sache, wieder taucht eine Tote im Garten auf. Wieder war es offensichtlich nicht Bruno. Auch diese Leiche wird beseitigt. Während Bruno die ganze Sache wie selbstverständlich sehr locker nimmt, scheint das alles Karl doch etwas mitzunehmen. Die Toten scheinen ihn zwar auch nicht allzusehr zu schockieren, belastend scheint für ihn eher die Angst zu sein, mit den Morden in Verbindung gebracht zu werden. Eine Angst, die Bruno keineswegs zu haben scheint. Sehr schön sieht man die ganze Zeit die Unterschiede, wie die beiden mit der Situation umgehen.

Bruno vermutet, dass auch am nächsten Samstag wieder eine leblose Dame in ihrem Garten abgelegt werden wird. Um zu sehen, wer ihnen diese Toten in den Garten legt, geben sich die beiden auf die Lauer. Auch hier kommen die Unterschiede der Beiden wieder voll zur Geltung. Während Karl mit Tarnbemalung im Gesicht und dunklen Kleidern in einer Hecke lauert, sitzt Bruno in seinem Bademantel entspannt am Gartentisch und trinkt Bier.

Irgendwann kommt dann tatsächlich ein Mann mit einer Leiche über der Schulter in den Garten, es ist der "Schwanensee-Würger". Auch er ist wieder ein ganz anderer Schlag von Mensch. Nachdem klar ist, dass er noch vor hat 49 weitere Damen zu ermorden, erwacht der Geschäftssinn in Bruno. Dafür, dass sie die Leichen wegschaffen, will er eine Biografie über den Schwanensee-Würger schreiben. Da es jedoch Unstimmigkeiten über die Prozentsätze der Gewinnverteilung gibt, beschließt Bruno, das ganze ohne die Beteiligung des Schwanensee-Würgers zu machen, und setzt noch einmal seine Daumen ein ...

Rechnete ich am Anfang noch damit, einen Thriller/Indie-Schocker vor mir zu haben, merkte ich schon bei der ersten Szene im Garten, dass es sich viel mehr um eine sarkastische schwarze Kömödie handelt. Die zynischen Kommentare des gelassenen Bruno und die leicht verzweifelte Art von Karl passen sehr gut zusammen und sind auch sehr schön schauspielerisch in Szene gesetzt. Auch der irr wirkende Schwanensee-Würger, der wiederum einen ganz anderen Charakter hat, wurde sehr glaubhaft gespielt. Gerade diese drei unterschiedlichen Charaktere führen zu einigen absurden Momenten, die aber den zynischen Humor des Films ausmachen.

Auch technisch gesehen gibt es an dem Film nicht das geringste auszusetzen, auch die dezente und unaufdringliche Hintergrundmusik rundet die ganze Sache schön ab.

Diese schwarze Komödie ist gut gelungen und funktioniert wunderbar. Der Kurzfilm ist 20 Minuten lang, man hätte aber gerne noch mehr gesehen. Ich hoffe, dass er auf einigen Festivals zu sehen sein wird, denn es wäre schade, wenn dieses Schmuckstück ungesehen nur in den Archiven der Beteiligten verstauben würde.

Wer den Film sehen möchte kann sehr gerne über Facebook zu Thomas Goersch Kontakt aufnehmen.

Schauspieler: Oliver Sturm, Thomas Goersch, Paddy Loose, Franziska Kerger, Katharina Kirschbaum, Petra Helch
Buch, Regie, Produktion: Björn Reichardt
Facebook: Unerwünschte Besucher

Story
Unterhaltung
Schauspieler
Umsetzung
Gesamt

Filmkritik: Unerträglich

Marcello Filippelli veröffentlichte vor ca 1½ Jahren seinen Kurzfilm "Unerträglich", für den er nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch als Produzent und Regisseur hinter der Kamera agierte. Bisher wurde der Kurzfilm vor allem auf Filmfestivals vorgeführt, doch er kann auch im Internet auf YouTube angeschaut werden. Wenn Marcello Filippelli auch schon mehrere Projekte in den vergangenen Jahren selbst realisiert hat, so handelt es sich bei Unerträglich jedoch um seinen ersten professionell produzierten Kurzfilm, für den er Schauspieler und Kamaraleute aus ganz Deutschland gewinnen konnte. Hat sich die Mühe gelohnt oder ist das Ergebnis "unerträglich"?

An einem scheinbar friedlichen Ort, geschieht ein grausamer Kindermord. Kommissar Beck ermittelt mit neuem Partner bereits die zweite Woche im Mordfall, doch bislang ohne einen Erfolg!
Die schreckliche Befürchtung eines Serienmörders bestärkt sich, als urplötzlich vom Vater des ermordeten Mädchens, ebenfalls jede Spur fehlt! Es scheint etwas Unfassbares vor sich zu gehen und den Ermittlern wird klar, dass sie keine Zeit mehr zu verlieren haben!

Wer sich noch ganz unvoreingenommen den 10-minütigen Film ansehen will, sollte ihn sich vor dem Weiterlesen anschauen. Er findet sich u.A. am Ende dieses Artikels oder auf YouTube.

Im Radio laufen die Nachrichten und bringen uns in die Szene hinein. Es handelt sich um Kindermord – ein heikles Thema. Laut Radio fehlt vom Mörder jede Spur. Ein blutverschmierter Mann sitzt verzweifelt auf dem Boden eines weißen Badezimmers. Es muß der Kindermörder sein. Ist er verzweifelt, weil er die Tat schon bereut? Oder eher, weil die Polizei unentwegt nach ihm fahndet, wie uns das Radio mitteilt?

Doch es geht noch schlimmer, auch der Vater des ermordeten Kindes ist mittlerweile verschollen. Offenbar befindet er sich ebenfalls in der Gewalt des Mörders, während die Polizei noch immer keine Anhaltspunkte über den Täter hat.

Von den beiden Kommisaren erfahren wir beim Kneipengespräch, dass der Vater bereits weitere Schicksalsschläge verkraften musste: seine Frau war vor zwei Jahren bei der Geburt gestorben. Verübt der Vater eventuell Selbstjustiz und ist daher nicht mehr auffindbar? Kommisar Beck stellt sich vor, der Vater zu sein und fragt sich, ob ihm ein Kommisar dabei im Wege stehen könnte?

In der nächsten Szene wird klar, dass die Vermutung richtig war: Der mutmaßliche Täter ist nicht der Mörder des Kindes, sondern der Vater, der den Mörder seiner Tochter schon längst aufgespürt hat und ihn nun quält, ihn leiden lässt, als Strafe für sein Verbrechen.

"Es ist vorbei", sagt der Vater zu Kommisar Beck am Telefon. Und wir sind wieder in dem weißen Bad wie in der Eröffnungszene. Jetzt ist auch klar, wieso dieser Mann blutverschmiert ist, und vor allem auch, wieso er so verzweifelt ist: Er hat Selbstjustiz verübt, er wurde selber zu einem Verbrecher – letztendlich wurde er selbst zu dem, was er verabscheut hat.

Wäre ich im Fernsehen beim Zappen in diesem Film gelandet, hätte ich es vermutlich für eine skandinavische Krimi-Verfilmung gehalten. Der Kurzfilm hat eine gelungene eigene Ästhetik, die jedoch an professionelle moderne Krimis angelehnt ist. Jedes Bild ist gekonnt komponiert, die meisten Szenen sind aus der Hand gefilmt mit leicht wackeliger Kamera – ich unterstelle hier aber Absicht, denn es passt sehr gut zum Gesamtstil des Films, wirkt sehr natürlich und stimmig und nimmt einen mehr in das Geschehen mit rein.

Kindermord trifft auf Selbstjustiz, zwei schwierige Themen, hier aber ganz patent aufgegriffen. Die Schauspieler agieren durchweg professionell, die Story hat keine unnötigen Längen und wurde professionell umgesetzt. Damit ist der Film alles andere als "unerträglich" und eine klare Empfehlung.

Story
Spannung
Splatter
Unterhaltung
Ästhetik
Gesamt

Nikolai Will / Christian Cujovic / Claudia Dalchow / Bernd Michael Straub / Peter Eberst / Martin Kloss / Jochen Werner / Regie: Marcello Filippelli

Facebook: http://www.facebook.com/pages/UNERTRÄGLICH/179237782151497

Filmkritik: Schrei, Königin der Nacht

Thomas Goersch, der bisher in weit über 100 Filmen vor der Kamera agierte und Drehbücher für zahlreiche Filme und Serien schrieb und sich gerade in letzter Zeit vor allem im Bereich Horror/Independent einen Namen gemacht hat, lieferte nun mit Schrei, Königin der Nacht sein Debut als Produzent und Regisseur. Konnte er auch hinter der Kamera überzeugen?

Ein Strafgefangener ist auf dem Weg zur Hinrichtung. Er denkt ein letztes Mal über den Sinn und Unsinn des Lebens nach. Wahnsinn und Lust treffen aufeinander.

Es beginnt noch relativ harmlos. Ein Gefangener (Thomas Goersch), in schweren Ketten wartet auf seine Hinrichtung. Er wird von einem Wärter (Falk Tröber) bewacht. Die Kamera geht nah an den Gefangenen ran und zeigt in vielen Schnitten Details seines Körpers. Dazu hört man aus dem Off dessen Gedanken, die zwar in harte und teils zynische Worte gefasst werden, aber einem inhaltlich gar nicht so falsch vorkommen. Zusammen mit der bildlichen Nähe der Datailaufnahmen gewinnt man fast ein wenig Sympathie für den Gefangenen. Man fragt sich, was er wohl verbrochen hat, um in diese Lage zu geraten. Doch im Laufe des Dialogs wird deutlich, dass der Gefangene Verachtung für Frauen empfindet, worauf sich auch im Film die Perspektive ändert.

Man sieht nacheinander zwei Szenen über zwei Frauen (Katja Jungkind, Marie Werner), die in großer Panik vor etwas fliehen wollen. Man hört ihr ängstliches Herzklopfen – oder ist es das Herzklopfen des Jägers? Man weiß es nicht. Doch das ist nicht die einzige Unsicherheit, die einem als Zuschauer Unbehagen bereitet. Man sieht nicht, vor was die Frauen Panik haben, man sieht auch nicht, was mit ihnen passiert, doch hört man am Ende jeweils einen Schrei – den Schrei der Königin der Nacht? Die Szenen sind eigentlich gewaltfrei, aber sie treffen einen fast mehr, als wenn man die blutigen Taten gesehen hätte, denn die schmutzigen Details werden der Fantasie des Zuschauers überlassen.

Obwohl man weder Täter noch Tat sah, weiß man, dass der Gefangene die Frauen umgebracht haben muss; dass die beiden Sequenzen seiner Erinnerung entsprungen sind. Man sieht, wie diese Erinnerungen den Gefangenen sogar sexuell erregen, und gleichzeitig sinkt er beim Zuschauer in der Achtung auf das unterste Niveau. Man empfindet Ekel und merkt nun erst richtig, wie krank der Gefangene psychisch wirklich ist. Es wird dunkel und man hört die Arie der Königin der Nacht.

Der Kurzfilm überzeugt auf vielen Ebenen. Obwohl es ein Low-Budget Film ist, kann er audiovisuell punkten. Sowohl Bildsprache als auch Geräuschkulisse wirken sehr professionell. Auch schauspielerisch konnten alle Mitwirkenden überzeugen.

Schrei, Königin der Nacht enthält keinen plumpen Horror, keine Hau-Drauf-Schocker, aber gerade das macht ihn so reizvoll. Er spielt subtil mit Urängsten, erzeugt Unbehagen, Befremden und überläßt den Horror der eigenen Fantasie. Ein sehr gelungenes Debut und für Freunde von Indie/Horror-Kurzfilmen eine uneingeschränkte Empfehlung.

Kamera: Lukas Hoffmann / Sound Design: Frederik Dargel / Make-up: Nika Goersch

Offizielle Facebook-Seite: http://www.facebook.com/SchreiKoniginDerNacht

The Boat That Rocked - Ooops, I did it again ...

I have a confession to make. Tonight I went to the movies again to see The Boat That Rocked again. I can't help, but I really like this flick. And the BF enjoyed it as well. I remember that I didn't want to go after I saw the Trailer before another movie. But I did. And I'm so glad I did, this movie is lovely and just great.

No, I don't get paid to promote it. However, if you're a representative of Universal and want to pay me for promoting one of your films on a blog that has no readers, get in touch. :)

The Boat That Rocked

Yesterday I've been to the movies to watch "The Boat That Rocked", or ("Rock Radio Revolution", how it's called in German). It was amazing and hilarious. It's a confession of love to pop and rock music of the sixties.

Being a radio host myself, I obviously enjoyed a flick about a pirate radio station on a boat near the coast of Great Britain. They were broadcasting their own 24/7 radio program, because the official public radio station refused to play rock and pop music in the early years. However, 25.000.000 people in the United Kingdom were listening to the pirate radio and loved it. The radio DJs became famous and stars themselfes. While the government tried to get rid of them, they became even more popular.

Go, watch it, it's very entertaining and some parts are hilarious. By the way, the Boat "Radio Rock" never really existed, but the plot is based on true stories. If you liked "Notting Hill", "Love Actually" and "Four Weddings and a Funeral", you'll definitely love this one, too. It's made by the same creatives.

Humor
Excitement
Entertainment
Erotic
Music
Overall

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