Immer wieder überfällt mich die Überraschung, wie unterschiedlich man in ein und demselben Laden behandelt wird, je nachdem, welche Kleidung man trägt. Ist es ein Designermantel von Cardin, Designerhemden und Designerjeans, werde ich im Geschäft sehr freundlich und ehrfürchtig bedient. Freundlich und höflich bin ich auch grundsätzlich. Wage ich es aber, mit einem normalen T-Shirt und normalen Jeans den Laden zu betreten, dann werde ich im Etablissement schon von mindestens einer Verkäferin verfolgt und auf Schritt und Tritt beobachtet. An der Kasse durchläuft mein Geldschein eine Kaskade von ausgiebig ins Licht gehalten und durchs Ultraviolettlicht gezogen zu werden, um dann zu versuchen, mit dem Daumennagel das Silberhologramm abzukratzen. Hat mein Geldschein die harte Prüfung überstanden, wird mir wortlos undhöflich das Wechselgeld hingeknallt.
Ich überlege mir beim Einkaufen auch oft, wer dafür verantwortlich ist, dass der Salat immer voller Erde ist. Ich habe Salat schon oft im Garten gehabt. So viel Erde kann ein Salat nur an sich haften haben, wenn man ihn nach dem Abschneiden ausgiebig im Moor wälzt. Ich habe schon die Vermutung, dass GemüseimmoorwälzerIn ein Berufsbild ist. Eintönig wird die Arbeit bestimmt nicht, denn zwischendurch darf man auch die Karotten vom Ökobauern mit Lehm ummanteln oder dessen Kartofeln mit Schlamm verkrusten lassen.
Aber bitte in Designerklamotten!
Cardin ist kein Betrüger
7. September 2003 - 5:29